Noch Anfang des Jahres wollte ich mir einen eigenen Hund zulegen, doch mein Arbeitgeber hat mir nicht gestattet ihn ins Büro mitzubringen. Seit Mai teile ich mir daher einen Hund.
Ich möchte euch nun hier über meine Erfahrungen zu dem Thema teilen.
Den Hund habe ich zwei Tage die Woche und arbeite dann von Zuhause aus. Er ist ca sechs Jahre alt und liegt meistens brav auf seinem Kissen, schläft, läuft rum oder spielt mit seinem Spielzeug während ich am Schreibtisch arbeite. Hin und wieder kommt er dann zu mir, stubst mich an und möchte meine Aufmerksamkeit. Um kurz einen freien Kopf zu bekommen ist es auch gar nicht verkehrt seine Arbeit für eine Streicheleinheit zu unterbrechen.
Hier sind wir auch schon bei der ersten Erkenntnis: Ein Hund braucht stetig Aufmerksamkeit. Anders als eine Katze möchte er beschäftigt werden, möchte, dass seine Bezugsperson ihn krault, mit ihm schmust oder er in seiner Nähe verweilen kann. Ich würde es vergleichen mit einem etwa 5 jährigem Kind, er ist sehr neugierig. Gerade bei unbekannten Geräuschen oder Dingen, die ungewöhnlich für ihn sind, wird ersteinmal alles untersucht. Wenn man nur kurz rausgeht um Müll raus zubringen, dann geht er davon aus, dass es ein Abschied für immer ist und umso erfreuter ist er wenn man dann wieder zur Wohnungstür herein kommt. Auf jeden fall die ersten beiden Mal sehr süß anzusehen, doch ab dann fängt es an einen auf den Geist zu gehen. Ich hoffe, dass er eines Tages das alleinsein als selbstverständlich ansehen wird.
In der Mittagspause konnte man im Sommer locker das Essen gehen mit dem Gassigehen verbinden: Viele Restaurants haben auch Stühle und Tische draußen aufgestellt, so dass man mit dem Hund dort einkehren konnte. Seit Anfang Oktober ist das schwieriger, da es zu kalt ist und die meisten Leute sich lieber ins Warme setzen wollen. Leider dürfen Hunde in viele Restaurants nicht mitgenommen werden (gibt es eine App um nach Restaurants und Läden zu filtern, die hundefreundlich sind?). Ich möchte ihn auch nicht vor der Tür anbinden: Zum einen möchte er ungern allein gelassen werden, zum anderen hätte ich Angst, dass ihn ein Fremder mitnimmt. Drum koche ich meist an den Tagen wieder selbst.
Erkenntnis Nummer 2: Hunde denken, dass du für sie Essen zu bereitest. Sie stehen am Herd, gucken in die Pfanne, schmatzen und sind am Ende ganz enttäuscht wenn das in meinem Magen landet. Auch wenn sie eine Kleinigkeit abbekommen würden. Sie wollen mehr bzw das ganze Essen für sich beanspruchen.
Beim Gassi gehen man die ersten male total aufmerksam und achtet was der Hund macht, wie er auf Spaziergänger, andere Hunde, Kinder oder Wildtiere reagiert. Das ist dann jedoch vorhersehbar und nach ein paar Monaten hatte ich auch das Vertrauen zu ihm, dass ich ihn in bestimmten Abschnitten des Parks ohne Leine frei rumlaufen lassen konnte (ich habe nach und nach das Rückrufen mit ihm trainiert). Erkenntnis Nummer 3: Es ist nicht in jedem Park erlaubt seinen Hund ohne Leine rumlaufen zu lassen (vllt nur in Berlin).
Auch bei Begegnungen mit seinen Artgenossen wird nicht nur geschnuppert sondern oft auch direkt ins Spiel übergegangen. Erkenntnis Nummer 4: Hund beim Spielen mit anderen Ableinen. So erspart man am Ende beide Leinen auseinander zu knoten zu müssen oder gar den Hund aus der Leine zu befreien.
Was einiges an Überwindung gekostet hat war am Anfang auch das Häufchen wegmachen. Nach drei, vier mal konnte man den Geruch aber ignorieren und es war nicht mehr schlimm. Da er ein Rüde ist markiert er eh alle paar Meter bestimmte Stellen. Was mich auch zu Erkenntnis Nummer 4 führt: Hunde markieren auch Dinge, die sie nicht markieren sollten: Gerade an Blumenläden mit draußen aufgestellten Inventar oder eine abstellte Schubkarre mit Paketen sollte man zügig passieren und aufpassen, dass der Hund sein Beinchen nicht hebt.
Auf meinen ersten Gassirunden fand ich es äußerst entzückend als der Hund sich im Gras gewälzt hat. Ich hatte das mit „oh er hat Spaß und fühlt sich wohl“ interpretiert. Aber NEIN, dass ist gar nicht gut: Er schnüffelt erst, schmeißt sich dann auf die Seite und wälzt sich in Mist, toten Tieren oder anderen übelst riechenden Zeug. Danach wäre eine Fell Reinigung angebracht, das sonst die Ganze Wohnung innerhalb kürzester Zeit nach Mülltonne riecht. Das ist meine Erkenntnis Nummer 5: wenn der Hund etwas erschnüffelt hat, in dem er sich wälzen möchte in davon abhalten (rufen oder an die Leine nehmen und schnell das Weite suchen).
Fazit: Ich bin mittlerweile ganz froh, dass ich keinen eigenen Hund habe, da es doch mehr Zeit kostet als ich zunächst angenommen habe. Jeder Hund ist anders und lässt sich so oder mit Abstrichen in seinen Alltag integrieren. Doch kein Hund möchte über längere Zeit allein sein. Bedenkt das. Auch genügend Auslauf ist wichtig, auch dass er auf Artgenossen trifft oder mal raus aus der Stadt kommt (Städte sind für Hunde auch stressig). Und falls doch der Wunsch nach einem Hund so groß ist, ihr allerdings noch keine Erfahrung habt, ist das Dogsharing eine gute Gelegenheit es einfach mal auszuprobieren: wie schon gesagt man kann eine Menge lernen und dann immer noch abwägen wie das mit einem Vollzeit-Hund wäre.